Felix

Das ist die Geschichte von Kapo von Pracio Forte FCI, genannt Felix
(von Ingrid Henrich)

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Felix gew. am 11.07.1990  (Züchter Hans-Joachim Erdmann in A-Krumpendorf/ Wörthersee)

Auf dem Abstammungsnachweis des Österreichischen Dachshundeclubs sind vermerkt: Rüde, Rauhhaar, saufarben und die Tätowierungsnummer 17746, leider blieb der Standardteckel Kapo glatt und bekam weder einen Bart noch „Pantöffelchen“.

Kapo war ein Geburtstagsgeschenk für mich, ich bekam ihn mit einem roten Schleifchen um den Hals am 13 September auf der Turracherhöhe/Steiermark, wo ich in dieser Zeit den Herbst-und Wanderurlaub verbrachte.

Am Abend wurde er dann mit einem Glas Sekt auf den Namen „Felix Austria“ getauft, ab da hörte er mal gut, mal weniger gut auf den Namen „Felix“ (der Glückliche).

Zurück in Bodenheim/Rheinhessen erkundigte ich mich beim DTK in Duisburg nach einer Gruppe in meiner Nähe und wurde an die Gruppe Wiesbaden-Mainz verwiesen.

In der Zwischenzeit war es Ende September und ich erfuhr, dass mit der Ausbildung der Junghunde erst wieder im April begonnen würde. Obwohl es schon mein vierter Hund war, begriff ich schnell, dass Felix ein besonderer Hund mit sehr starkem Willen war. Im April 1991 waren wir dann erstmals, Felix war inzwischen schon 9 Monate alt, auf dem Hundeplatz der Gruppe und trafen auf Herrn Habel, von dem wir Gehorsam, Verhalten gegenüber Menschen und anderen Hunden und vieles mehr lernen sollten. Abschluss
war die clubinterne Abschlussprüfung des Hundeführerlehrganges 1991.

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Teilnehmer der Begleithundeprüfung
In den drei Folgejahren haben wir immer wieder an der Ausbildung teilgenommen und die Abschlussprüfung bestanden. 1994 wurde in unserer Gruppe die erste BHP I und BHP II durchgeführt und Felix hatte beide Prüfungen bestanden.

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Herrn Habel höre ich heute noch sagen Felix ist ein „Kopfhund“ sie müssen immer sehr konsequent mit ihm sein und keinen Ungehorsam dulden.

Im Frühjahr und Sommer 1991 lernte nicht nur Felix neue Hunde und Menschen kennen, auch Frauchen lernte nette Dackelliebhaber und deren Hunde kennen. Zu diesen Dackelliebhabern gehörte auch Marie-Luise Kretschmer mit einer gehorsamen und lieben Zwergrauhhaardackelhündin Mücke, die etwas jünger als Felix war. In diesem Sommer lernten wir uns in den Übungsstunden, dem Kaffee danach und außerhalb besser kennen und entdeckten weitere Gemeinsamkeiten.

Wir hatten beide unsere Mütter, die über Tag unsere Hunde hüteten und darüber auch ihre sozialen Kontakte pflegten.

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An schönen Samstagnachmittagen kamen beide gerne mit auf den Übungsplatz, um dort bei Kaffee und Kuchen, gemütlich auf einer der Bänke am Zaun sitzend ihren Töchtern und deren Hunden beim Training zuzusehen.

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Kaffeepause auf dem Hundeplatz

In den „arbeitsfreien“ Samstagen zwischen Oktober und April besuchten wir uns gegenseitig, telefonierten und planten mit anderen Dackelfreunden Aktivitäten.  Ich erinnere mich gerne an die Vorweihnachtsessen mit unseren Ausbildern als Dankeschön für die Arbeit mit unseren Hunden und die Teilnahme an den Hubertusandachten des Jagdclubs Wiesbaden mit unseren Hunden, die bei den verschiedenen Signalen der Bläser ganz schön laut wurden.

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Sylt

Im September 1992 kam Julchen aus dem Sylturlaub mit Frauchen, deren Mutter und Mücke zurück. Wie immer hatte Marie-Louise Kretschmer auf der Hinfahrt nach Sylt in Dinklage bei der Züchterin von Mücke, Maria Schnieders, Station gemacht und dabei Julchen, die schon 5 Monate war, auch Zwergrauhhaardackel, entdeckt.

Bald entdeckten wir die gemeinsame Liebe zur nördlichsten Insel, daraus wurden viele gemeinsame Urlaube, zuerst mit unseren Müttern, später mit den Hunden und dem Autoreisezug.
Felix, schon 14 Jahre alt, mit Mücke und Julchen am Strand von Wenningstedt/Sylt
Im November 1995 erfuhr ich mit Felix eine Zäsur. Nach der Treibjagd am 15. November, an der natürlich auch Marie-Luise Kretschmer mit ihren Hunden teilgenommen hatte und die für die Hunden nicht die erste war fand ich meinen Hund zum Ende sehr unlustig, er vermied   auch das Überwinden von dicken gefällten Baumstämmen. Am nächsten Tag wollte er ungerne Laufen und nach Erledigung seiner Geschäfte sofort nach Hause. Er zeigte aber
keine Fehlhaltung noch Schmerzen, wobei er hart im Nehmen war. Mein Gedanke war, er hat Muskelkater wie Frauchen, da sein Verhalten sich jedoch nicht änderte, fuhr ich am 18. November  mit ihm zum Tierarzt, er erhielt eine Injektion, die auch kurzfristig half. Am 21.11. stellte ich Felix erneut vor und schlug demTierarzt eine Röntgenaufnahme der Lendenwirbelsaeule vor, um einen Bandscheibenvorfall auszuschließen, der Tierarzt hielt das nicht für
erforderlich und gab Felix noch eine Injektion.

Am 23.11. abends lag der Hund zu meinen Füßen, schrie entsetzlich, hörte damit auf und die Lähmung der Hinterläufe war da. Später kam die Lähmung von Blase und Enddarm hinzu.

In meiner Verzweiflung rief ich eine Züchterin, Frau Luda,  an, die mir sagte liegen lassen und morgen früh fahren sie zu Herrn Dr. Meuer, wenn einer helfen kann, dann er.

Wir hatten beide eine schlechte Nacht, ich wachte bei meinem Hund, weil ich mich auch an dieser Situation schuldig fühlte. Am nächsten Morgen hob ich ihn in seinen Korb auf die Rückbank, meine Mutter saß neben ihm, das war am 24.11.1995.

Dr. Meuer stellte nach dem Röntgen die Diagnose Discopathie (Bandscheibenvorfall  mit Lähmung beider Hinterläufe, der Blase und des Darmes.

Sehr sachlich zeigte er die Behandlungsmöglichkeiten auf, für eine operative Behandlung sei es zu spät, der Erfolg einer konservativen Behandlung zeige sich erst nach sechs Wochen, diese Zeit würde auch an mich große Anforderungen stellen, wenn ich dazu bereit sei, könnte er sofort mit der Behandlung beginnen. Er sagte mir aber auch, dass ich mich nicht schuldig
fühlen müsse, denn diese Bandscheibenschwäche hätte zuvor bestanden .Ich hatte nach diesem Gespräch Vertrauen zu ihm gefasst, was sich in der Folgezeit bestätigte.

So fuhr ich von Montag bis Samstag jeden Morgen in die Praxis, Felix bekam Injektionen, später Magnetfeldtherapie, und wurde katheterisiert. Sonntag bekam Felix die Spritze von Frauchen. Vom 30.11.-27.12.1995 erhielt Felix eine engmaschige ärztliche Behandlung. Dr.Meuer zeigte mir krankengymnastische Übungen, Übungen in der Badewanne und wie
ich massieren konnte, alles wurde regelmäßig und konsequent gemacht.

Wie vorausgesagt begann die Besserung nach sechs Wochen, er konnte kurzfristig auf den beiden Hinterläufen stehen, bald kurze Strecken laufen und Blase und Darm hatte er wieder unter Kontrolle. Der Muskulaturaufbau wurde medikamentös und mit Bewegungsübungen unterstützt .Nach drei Monaten war der Bewegungsablauf wieder normal, bei schneller Gangart hatte er noch Koordinationsstörungen im rechten Hinterlauf, der auch stärker betroffen war.

Das Positive, als wir mit Felix am 2. Weihnachtsfeiertag zu Marie-Louise Kretschmer ins Haus kamen, wurden wir freudig empfangen und Julchen kümmerte sich rührend um Felix in seiner Hilflosigkeit,  der Beginn einer großen Hundefreundschaft.

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Abendstimmung Wenningstedt/Sylt

Im Laufe des Jahres 1996 konnte Felix dann wieder lange Strecken laufen, er genoss den Sylturlaub mit Strandspaziergängen bei Ebbe (festerer Untergrund) und das Nordseewasser und auch im Winterurlaub tobte er wie in alten Zeiten im Schnee. Aber meine Sinne blieben geschärft, ich war sicher häufig umsonst beim Tierarzt, weil ich große Angst vor einem Rückfall hatte.

Ich schreibe das so ausführlich, um anderen Dackelbesitzern Mut zu machen, auch wenn es eine hohe Belastung für die Besitzer ist, ist die Wahrscheinlichkeit der Ausheilung groß.

Die Hundefreundschaft mit Julchen blieb, die beiden jagden mit Vergnügen Möven am Strand, verbellten die steigenden Drachen und gingen zusammen in die Nordsee. Ein Erlebnis muss noch Platz finden: wir kamen von einem Strandspaziergang von Westerland nach Wenningstedt, als plötzlich starker Wind aufkam. Die Hunde  hatten die Augen und die Nasen voller Sand und
große Schwierigkeiten gegen den Wind zu laufen, als mein Wetterhut Opfer des Windes wurde. Felix setzte an und rannte dem Hut nach und stellte ihn. In Siegerpose stand er auf dem Hut und wurde natürlich sehr gelobt.

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Sandsturm

Aber auch andere Geschichten gibt es von beiden zu erzählen, Julchen konnte jederzeit seinen Futternapf leer fressen, Felix trat dann zurück.

Wenn wir in Sylt angekommen waren und als erstes die Hundekörbchen ausräumten, nahm Julchen immer den Korb von Felix in Beschlag, das war kein Problem, sie kam auch morgens in unser Zimmer um nachzusehen, ob es noch ein paar Futterkrümel gab. Mücke und Felix respektierten einander.

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Inselurlaub
Ingrid mit unseren Drei

Die lange Krankheit von Felix brachte mir viele besorgte Anrufe, gut gemeinte Ratschläge und Hilfsangebote ein, große Unterstützung erfuhr ich durch meine Mutter, ohne die ich die Pflege des Hundes in dem erforderlichen Maß nicht hätte leisten können. Die Anteilnahme der anderen Dackelleute, insbesondere von Marie-Louise Kretschmer taten mir gut und halfen mir diese sehr belastende Zeit zu überstehen. Auch das hat uns einander näher gebracht.

Wir haben bei Prüfungen zusammen gezittert, uns über die Erfolge des Anderen gefreut und die eigene Erfahrung weitergegeben.

Felix hat  mich immer sehr gefordert, war oft schwierig aber trotzdem ein feiner Kerl, der zufrieden war, wenn er ordentlich gearbeitet, bzw. gefordert worden war. Ich habe viel von ihm gelernt.

Mücke und Julchen haben Felix überlebt, Felix liegt heute unter weißen Hortensien in meinem Garten, nachdem unser Tierarzt ihn zuhause am 10. Juli 2006  eingeschläfert hat.

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Felix im Autoreisezug